Methodik und Inhalt des FNG-Marktberichts
Datenerhebung
Als Pionier nachhaltiger Geldanlagen erhebt das FNG seit 2005 Daten zu den nachhaltigen Finanzmärkten in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wie bereits im Jahr zuvor veröffentlicht Swiss Sustainable Finance (SSF) die Zahlen für die Schweiz in einem eigenen Bericht.
Die Daten des vorliegenden Marktberichts liegen zum Stichtag 31. Dezember 2023 vor und beziehen sich auf das letzte Kalenderjahr. Die Fragebögen zur Erhebung der Daten wurden im ersten Quartal 2024 versendet und ausgewertet. Um Doppelzählungen zu vermeiden, werden die angegebenen Assets dem jeweiligen Land zugerechnet, in dem sie verwaltet werden. Wir fragen die Teilnehmenden, neben dem Volumen ihres nachhaltig und verantwortlich verwalteten Vermögens, detailliert nach ihren produkt- und unternehmensbezogenen nachhaltigen Anlagestrategien.
Für den Marktbericht werden neben den FNG-Mitgliedern zahlreiche weitere Akteur:innen aus der Finanzbranche (sowohl Nachhaltigkeitspioniere als auch konventionelle Asset Manager und Asset Owner) in die Datenerhebung einbezogen. So lässt sich nachvollziehen, wie konventionelle Finanzunternehmen zu dem Thema Nachhaltigkeit stehen. Dies macht den FNG-Marktbericht zu einer der wichtigsten und zuverlässigsten Datenquellen für nachhaltige Anlagen im deutschsprachigen Raum.
Die erhobenen Daten sind auf ihre Konsistenz geprüft. Dennoch bleibt der FNG-Marktbericht eine auf Selbstauskünften basierende Umfrage und ist abhängig von den Berichtsteilnehmenden.
Nachhaltige Anlagestrategien
Das FNG hat wie jedes Jahr Daten zu den die folgenden acht Anlagestrategien erhoben:
MiFID-II-Konformität von nachhaltigen Publikumsfonds
Seit August 2022 sind weitreichende Änderungen der EU-Finanzmarktrichtlinie MiFID II in Kraft. Neben der verbindlichen Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen im Beratungsgespräch wird durch die Richtlinie auch definiert, welche Produkte geeignet sind, den Nachhaltigkeitspräferenzen zu entsprechen. Nach MiFID II dürfen als nachhaltige Produkte nur Fonds angeboten werden, die als Artikel-8- oder Artikel-9-Produkt klassifiziert sind und darüber hinaus mindestens eines der folgenden Merkmale aufweisen:
- EU-Taxonomie: Mindestanteil ökologisch-nachhaltiger Anlagen
- PAIs: Berücksichtigung negativer Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren
- EU-Offenlegungsverordnung: Mindestanteil nachhaltiger Investments
In der Erhebung erfassen wir die MiFID-II-Konformität nachhaltiger Publikumsfonds und geben somit detailliert Aufschluss darüber, welche Merkmale von Fondshäusern genutzt werden.
Berichtsteilnehmende
Am diesjährigen Marktbericht beteiligten sich 62 Finanzinstitute aus Deutschland und 21 aus Österreich. Auf Seite 60 des Marktberichts finden Sie eine Übersicht der Berichtsteilnehmenden, die uns ihr Einverständnis zur namentlichen Erwähnung gegeben haben.
Unterscheidung zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und Verantwortlichen Investments
Bei der Erhebung zum Marktbericht unterscheidet das FNG wie in den vergangenen Jahren zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und Verantwortlichen Investments.
Nachhaltige Geldanlagen
Gemäß der EU-Regulierung werden auch im diesjährigen Marktbericht Publikumsfonds, die gemäß der Offenlegungsverordnung (OffVO) als Artikel-8- oder Artikel-9-Fonds eingestuft werden, als nachhaltig betrachtet. Die OffVO zielt darauf ab, Informationspflichten zur Berücksichtigung von ESG-Themen zu etablieren. Obwohl es innerhalb der nachhaltigen Finanzbranche verschiedene Auffassungen gibt, ob die OffVO eine geeignete Definition Nachhaltiger Geldanlagen darstellt, ist die Aufteilung in Artikel-8- und Artikel-9-Fonds eine wichtige Perspektive auf den Finanzmarkt.
Bei der Einordnung von Mandaten und Spezialfonds als nachhaltig (oder nicht), war in diesem Jahr nicht die OffVO-Definition auf Fondsebene ausschlaggebend, sondern die Betrachtung der einzelnen nachhaltigen Anlagestrategien. Einerseits ist eine Klassifizierung nach der OffVO nicht immer gegeben, andererseits sind Mandate und Spezialfonds vornehmlich institutionellen Investor:innen vorbehalten, die wiederum selbst die Entscheidung treffen können, wie ihre Spezialfonds nach der OffVO eingeordnet werden sollen.
Zudem verwalten institutionelle Investor:innen ihr Vermögen häufig in sogenannten Master-Fonds. Innerhalb einer solchen Struktur werden in der Regel verschiedene Mandate an Asset Manager vergeben und unter einem Fondsmantel gebündelt. Um als Artikel-8-Fonds klassifiziert zu werden, müssten alle Mandate diese Anforderungen erfüllen, was kosten- und zeitintensiv wäre und häufig aufgrund spezieller Assetklassen gar nicht möglich ist.
Aus diesen Gründen sehen institutionelle Investor:innen oftmals von einer Klassifizierung gemäß Artikl 8 oder Artikel 9 ab, unabhängig einer dennoch möglichen Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien.
Da die OffVO bei Mandaten und Spezialfonds nicht zur Bestimmung der Nachhaltigkeit geeignet ist und auch die Unterteilung in Artikel 8 und Artikel 9 bei Publikumsfonds eher oberflächlich bleibt, betrachten wir Nachhaltige Geldanlagen in diesem Marktbericht aus einer neuen Perspektive: Mithilfe der Eurosif-Methodik für nachhaltigkeitsbezogene Investments, die zum ersten Mal im FNG-Marktbericht angewendet wird, erhalten wir einen detaillierteren Einblick in die unterschiedlichen Ambitionsniveaus nachhaltiger Investmentstrategien, die die Transformation zu einer nachhaltigeren Wirtschaft aktiv zu unterstützen.
Verantwortliche Investments
Nachhaltigkeitskriterien sind bei Verantwortlichen Investments auf der Unternehmensebene verankert, sodass sie auf alle Assets angewendet werden. Die Unterscheidung zwischen Nachhaltigen Geldanlagen und Verantwortlichen Investments wurde mit dem FNG-Marktbericht 2018 eingeführt, da immer mehr Unternehmen sich auf Institutsebene zu bestimmten Normen oder Prinzipien verpflichten und auf ihre Geschäftsfelder anwenden. Solche Selbstverpflichtungen ziehen bei Nichteinhaltung allerdings keine rechtlichen Konsequenzen nach sich. Dies bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass Verantwortliche Investments weniger nachhaltig sind. Neben Artikel 8 und Artikel 9 sowie der neuen Eurosif-Klassifikation betrachten wir den Finanzmarkt daher auch aus dieser Perspektive.
(Spezial-)Banken mit Nachhaltigkeitsfokus
Banken spielen in der nachhaltigen Finanzwirtschaft eine wichtige Rolle. So lassen sich etwa mit eindeutigen Kriterien bei der Kreditvergabe klare Anreize setzen, die eine Transformation der Realwirtschaft begünstigen. Die Kund:innen- und Spareinlagen von Banken, die Nachhaltigkeitsaspekte in ihr Kerngeschäft integrieren, fließen in die Summe Nachhaltiger Geldanlagen ein.