Impact Asset Management: Zwischen Anspruch und Realität – Die Herausforderungen bei Klimazielen im Finanzsektor

Die Science-Based Targets initiative (SBTi) hat sich als eine der führenden Kräfte im Streben nach wissenschaftlich fundierten Klimazielen etabliert. Die I-AM GreenStars Engagements zeigen jedoch, dass trotz des Lobes und der Anerkennung die Organisation vor Herausforderungen steht, insbesondere im Finanzsektor.

Sektorale Diskrepanzen anerkennen

Die SBTi wird oftmals als eine Art „Schöne neue Welt“ der Nachhaltigkeitsstandards beschrieben: schnell auf dem Vormarsch und in den Mainstream integriert. Ihre Ziele sind charmant und zugänglich, doch hinter den Kulissen offenbaren sich Schwierigkeiten.

SBTi wurde 2015 mit dem Ziel gegründet, Unternehmen zu ermutigen, ehrgeizige Ziele zur Reduzierung ihrer CO2-Emissionen im Sinne des Pariser Abkommens zu setzen. Dieses völkerrechtlich bindende Übereinkommen enthält einen Aktionsplan zur Begrenzung der Erderwärmung und soll weltweit auf Staats- und Unternehmensebene Anwendung finden. Die Mitgründer von SBTi waren die Vereinten Nationen, der WWF, das World Resources Institute und das Carbon Disclosure Project (CDP).

Bisher wurden mehr als 500 Unternehmen durch SBTi verifiziert, bis 2026 sollen es 2000 sein. Allerdings haben bislang mehr als 280 Unternehmen ihre Ziele innerhalb der erforderlichen Zeit nicht verifizieren können. Die Mehrheit kommt aus dem Finanzsektor. Doch sind diese Unternehmen dazu nicht in der Lage oder stehen sie tatsächlich vor komplexeren Problemen?

Erkenntnisse aus den I-AM GreenStars Engagements

Im Rahmen unserer Dialogstrategien haben wir mit führenden Finanzinstitutionen über die Herausforderungen rund um SBTi gesprochen und die Hauptprobleme zusammengefasst:

Komplexität der Zielvalidierung: Die SBTi verlangt von Unternehmen, ihre Emissionsziele innerhalb von zwei Jahren zu verifizieren. Vielen Banken ist dieser Zeitrahmen zu restriktiv, insbesondere angesichts der noch nicht endgültigen Kriterien der SBTi.

Mangelendes Verbesserungspotenzial: Führende Finanzinstitute im Bereich Klima sehen bei sich selbst kaum noch Platz zur Verbesserung, wenn sie nahezu 100% der verwendeten Energie aus erneuerbaren Quellen beziehen. Der externe Teil der Bankportfolios, insb. Projektfinanzierungen, steht vor weiteren Hürden.

Transition als Widerspruch zum Klimaschutz: Die Umstellung der Geschäftsmodelle von Öl- und Gasunternehmen benötigt Zeit und Geld. Finanzierungen zur Unterstützung der Transitionsphasen werden von SBTi aktuell, als „nicht konform“ eingestuft, was ein häufiger Widerspruch zu den formulierten Nachhaltigkeitszielen der Banken ist.

Privatmärkte und Kleinunternehmen: Unternehmen unterliegen unterschiedlichen Transparenzvorschriften, womit Klimadaten nicht einheitlich vorhanden sind. Bei vielen seien die Kosten zur Datenaufbereitung nicht wirtschaftlich umsetzbar und Schätzwerte aufgrund der großen Unterschiede zu den Realgrößen keine brauchbare Abhilfe.

Eine einzige Benchmark für unterschiedliche Sektoren: Manche Industrien werden noch gar nicht von SBTi erfasst und können somit nicht in den Antrag eingebracht werden. Oft gibt es nur eine einzige, eher ungeeignete, Vergleichsmöglichkeit auf Basis von Gesamtsektoren.

Multilaterale Dialoge als Teil der Lösung

Die Anpassung von Standards und die Berücksichtigung der Vielfalt der Anforderungen des Finanzwesens sind entscheidend, um die Glaubwürdigkeit und Wirksamkeit von Initiativen wie der SBTi sicherzustellen. Damit aber SBTi weiterhin eine Schlüsselrolle spielt, muss sie sich gemeinsam mit den Finanzinstituten anpassen. Nur so kann der Finanzsektor gemeinsam mit seinen Stakeholdern ambitionierte und wissenschaftlich fundierte Klimaziele in die Geschäftsstrategien einbeziehen. Denn die Forderungen nach Transparenz und Verantwortlichkeit werden seitens Investoren und Verbrauchern immer lauter.

Aus unserer Sicht bedarf es einer noch engeren Zusammenarbeit zwischen SBTi und dem Finanzsektor, damit Letzterer auch seine Klimaziele nachhaltig erreichen kann. Diese Ziele sind nicht nur ein Maßstab für den Erfolg, sondern auch ein Mittel, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewinnen und die langfristige Nachhaltigkeit des Finanzsystems zu gewährleisten.