Marktbericht 2024 - Deutschland

Nachhaltige Geldanlagen und verantwortliche Investments in Deutschland

Im FNG-Marktbericht 2024 wurden für Deutschland Gesamtsummen von 542,6 Mrd. EUR an Nachhaltigen Geldanlagen und 1.570 Mrd. EUR an Verantwortlichen Investments von insgesamt 62 Berichtsteilnehmenden erfasst. Das Umfeld des nachhaltigen Finanzmarktes hat sich vor allem in den letzten Jahren rasant geändert. Die mit der EU-Offenlegungsverordnung eingeführte Kategorisierung in Artikel 8 und Artikel 9 ermöglicht eine Einordnung von Finanzprodukten, die bislang auch Basis für die Definition Nachhaltiger Geldanlagen im FNG-Marktbericht ist.

Die Gesamtsumme nachhaltiger Publikumsfonds und Spezialfonds gemäß der Offenlegungsverordnung umfasste nach Angaben des Fondsverbands BVI im vierten Quartal 2023 905 Mrd. EUR. Dies ist eine Steigerung zum Vorjahr von 20 Prozent[1]. Somit setzen Nachhaltige Geldanlagen ihren Wachstumskurs fort. Am deutschen Gesamtmarkt, der Ende 2023 einen Wert von 4,149 Mrd. EUR[2] erreichte, machten Nachhaltige Geldanlagen einen Anteil von 21,8 Prozent aus.

Mit der erstmaligen Anwendung der Eurosif-Methodik zur Klassifizierung von Investments nach deren Ambitionsniveau trägt der FNG-Marktbericht 2024 dazu bei, ein neues Kapitel für die Erfassung nachhaltiger Anlagen aufzuschlagen.


> Nachhaltige Geldanlagen

Verantwortliche Investments

> MiFID-II-Konformität

Berichtsteilnehmende

 

Nachhaltige Geldanlagen

Das FNG hat seine Definition Nachhaltiger Geldanlagen präzisiert. Nach der letztjährigen Definition im Marktbericht werden Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds als Nachhaltige Geldanlagen betrachtet, sofern sie gemäß Artikel 8 oder Artikel 9 der OffVO klassifiziert sind.

Jedoch trifft diese Definition nicht uneingeschränkt auf Mandate und Spezialfonds zu, da sich diese in ihrem Zweck und ihrer Struktur oft wesentlich von Publikumsfonds unterscheiden. Wie in Kapitel 2 dargelegt wurde, ist eine Einordnung gemäß der OffVO nicht immer möglich. Zudem obliegt es institutionellen Investor:innen selbst, wie sie ihr verwaltetes Vermögen darstellen wollen, und dies gestaltet sich in Master-Fonds-Konstrukten häufig schwierig. Daher werden als nachhaltige Mandate und Spezialfonds solche betrachtet, in deren Anlagestrategie explizit Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt werden.

Für den diesjährigen Marktbericht wurde per Ende 2023 eine Gesamtsumme Nachhaltiger Geldanlagen von 542,6 Mrd. EUR in Deutschland erfasst. Dazu zählen nachhaltige Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds sowie nachhaltig verwaltete Kund:innen- und Eigenanlagen.

In diesem Jahr umfasst das Volumen nachhaltiger Publikumsfonds 262,3 Mrd. EUR und übersteigt somit das Volumen der nachhaltigen Mandate und Spezialfonds, das bei 210,3 Mrd. EUR liegt. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang von 17 Prozent bei den Publikumsfonds und einen Anstieg um 32 Prozent bei den Mandaten und Spezialfonds. Diese Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr sind auf eine unterschiedliche Zusammensetzung der berichtenden Unternehmen zurückzuführen und nicht auf einen tatsächlichen Rückgang des Volumens nachhaltiger Publikumsfonds, wie die Zahlen des BVI belegen  Diesem zufolge stieg das Volumen von Publikumsfonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen auf 697 Mrd. EUR und das der Spezialfonds auf 208 Mrd. EUR. Dies ist eine Steigerung des Gesamtvolumens von Fonds mit Nachhaltigkeitsmerkmalen (Artikel 8 und Artikel 9 gemäß der OffVO) zum Vorjahr von 20 Prozent.

Klassifizierung gemäß der EU-Offenlegungsverordnung

Im Vergleich zum Vorjahr ist ein Anstieg von  Artikel-9-Produkten bei Publikumsfonds sowie  Mandaten und Spezialfonds zu verzeichnen

Zum ersten Mal liegt der Anteil der im FNG-Marktbericht erfassten Mandate und Spezialfonds mit 4 Prozent über Null. Auch bei den Publikumsfonds ist ein Anstieg zu verzeichnen, wobei hier Artikel-9-Produkte 9 Prozent des erfassten Volumens ausmachen. Trotz dieser Zunahme bleibt festzustellen, dass Artikel-8-Fonds den Markt insgesamt dominieren.

Daneben sind in der diesjährigen Erhebung 20 Prozent der Mandate und Spezialfonds als Artikel 6 deklariert. Wie bereits angemerkt (siehe Seite 11), ist es bei institutionellen Investor:innen oftmals üblich, von einer Einordnung nach Artikel 8 oder Artikel 9 abzusehen, da z. B. die vorvertraglichen und regelmäßigen Informationen nicht zwingend benötigt werden, und natürlich auch, um den damit verbundenen Aufwand zu vermeiden. Alle im Marktbericht ausgewerteten Mandate und Spezialfonds wenden verschiedene Nachhaltigkeitskriterien an und verfolgen mehrere nachhaltige Anlagestrategien.

Investor:innen Nachhaltiger Geldanlagen

 Verteilung zwischen privaten und institutionellen Investor:innen bleibt konstant.

Betrachtet man die relative Verteilung zwischen privaten und institutionellen Investor:innen, ergibt sich in diesem Jahr ein ähnliches Bild wie im Jahr 2022. Der Anteil privater Investor:innen liegt bei 43 Prozent (im Vorjahr 45 Prozent), während Institutionelle 57 Prozent des Volumens ausmachen (Vorjahr: 55 Prozent). Davon entfallen, wie Grafik 4.4 zeigt, 26 Prozent auf genossenschaftliche/betriebliche Pensionsfonds und 22 Prozent auf Versicherungsunternehmen bzw. Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit; diese beiden Gruppen stellen somit den Großteil der institutionellen Investor:innen. Zusammen mit kirchlichen Institutionen/Wohlfahrtsorganisationen und Stiftungen machen sie 76 Prozent aus. Die verbleibenden 24 Prozent verteilen sich nach Angaben der Befragten unter anderem auf die öffentliche Hand, Vermögensverwalter, Family Offices, Banken und Versorgungswerke.

Nachhaltige Anlagestrategien

Die Anwendung von Ausschlusskriterien bleibt die  häufigste Nachhaltigkeitsstrategie.

Die untenstehende Grafik zeigt die am häufigsten angewendeten nachhaltigen Anlagestrategien bei Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr. 88 Prozent der nachhaltigen Anlagen nutzen Ausschlusskriterien in ihrem Investmentprozess. Diese nachhaltige Anlagestrategie war bereits vor fünf Jahren, im FNG-Marktbericht 2019, und vor zehn Jahren, im FNG-Marktbericht 2014, an erster Stelle.

Der Ausschluss der fossilen Energieindustrie  kommt häufiger zur Anwendung als zuvor.

Dabei spielen Ausschlüsse von Unternehmen in den Bereichen ABC-Waffen, Streumunition/Landminen sowie von Unternehmen, die gegen Menschenrechte verstoßen, die größte Rolle. Vor fünf Jahren lag der Fokus bei den Ausschlusskriterien noch auf Governance-Aspekten. Die Top-Drei-Ausschlüsse bezogen sich auf Arbeitsrechtsverletzungen, Korruption/Bestechung und Menschenrechtsverletzungen.

Eine höhere Relevanz im Vergleich zum Vorjahr nimmt der Ausschluss von Unternehmen der fossilen Energieindustrie ein, welcher mit 80 Prozent auf Platz 4 rangiert. Im vergangenen Jahr belegte dieser Ausschluss noch Platz 9. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte die russische Invasion der Ukraine vom Februar 2022 sein, die eine intensive Debatte über die unmittelbare Energieversorgung auslöste und eineinhalb Jahre später merklich an Relevanz verlor. Eine Übersicht zu den Top Ten der unternehmensbezogenen Ausschlusskriterien gibt die nebenstehende Grafik. 

An zweiter Stelle der nachhaltigen Anlagestrategien steht mit 84 Prozent das Engagement. Damit nimmt dieser Ansatz eine immer wichtigere Rolle ein. Vor zehn Jahren rangierte der Engagement-Ansatz noch an fünfter Stelle und war im Vergleich zu Ausschlusskriterien noch deutlich weniger praktiziert. Den Angaben zufolge adressieren die Berichtsteilnehmenden aktuell am häufigsten Klima- sowie Governance-Aspekte in ihren Active-Ownership-Strategien.

Das normbasierte Screening überprüft Investments nach ihrer Konformität mit bestimmten internationalen Normen und Prinzipien und wird von 79 Prozent der Publikumsfonds, Mandaten und Spezialfonds angewendet. Hierfür kommen zumeist der UN Global Compact sowie die ILO-Konventionen zum Tragen.

90 Prozent nutzen vier oder mehr nachhaltige Anlagestrategien parallel.

Die gleichzeitige Anwendung mehrerer nachhaltiger Anlagestrategien ist mittlerweile zum Standard geworden. Wie die nebenstehende Grafik eindrucksvoll zeigt, verwenden 54 Prozent der Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds fünf oder mehr Investmentansätze, während 36 Prozent vier Ansätze nutzen, was zusammen 90 Prozent entspricht. Lediglich 10 Prozent setzen ein bis drei nachhaltige Anlagestrategien ein.

Asset-Allokation

Potential grüner Staatsanleihen muss weiter  ausgeschöpft werden.

Aktien und Unternehmensanleihen bleiben mit 30 Prozent und 24 Prozent weiterhin die dominierenden Assetklassen.

Staatsanleihen machen dagegen nur 11 Prozent der Allokation aus. Betrachtet man jedoch das Gesamtvolumen der Anleihen, entfallen auf Unternehmensanleihen 68 Prozent und auf Staatsanleihen 32 Prozent. Damit sind Staatsanleihen im Marktbericht im Vergleich zum Gesamtmarkt grüner Anleihen überrepräsentiert: Laut einer Studie von MSCI machen grüne Staatsanleihen (Sovereign Green Bonds) nur etwa 20 Prozent des Bloomberg MSCI Green Bond Index aus.[3] Obwohl im Index in den letzten fünf Jahren ein Anstieg verzeichnet wurde, besteht hier noch deutliches Potenzial, wie der Marktbericht verdeutlicht. Die Nachfrage nach grünen Staatsanleihen lässt sich zum Teil durch das erhöhte Zinsumfeld 2023 erklären, könnte jedoch auch auf eine wachsende Präferenz für grüne Staatsanleihen hinweisen. Staatliche Institutionen sollten dazu ermutigt werden, die Ausgabe grüner Staatsanleihen kontinuierlich voranzutreiben.

Grundbesitz und Immobilien(fonds) machen 15 Prozent der Allokation aus. Bei allen nachhaltigen Immobilien(fonds) werden mindestens ökologische Ziele angestrebt, bei über der Hälfte zusätzlich auch noch soziale Ziele. Die sonstigen Anlagen setzen sich vor allem aus Venture Capital, Private Equity und Alternative Investments zusammen.

Geografische Aufteilung

Deutsche Investor:innen konzentrieren sich zum großen Teil auf Europa.

Untenstehende Grafik zeigt die geografische Verteilung der Vermögenswerte nachhaltiger Publikumsfonds, Mandate und Spezialfonds in Deutschland. Hervorzuheben ist der hohe Anteil europäischer Titel mit 72 Prozent. Bei vielen der im Marktbericht erfassten nachhaltigen Finanzprodukte lässt bereits der Name Rückschlüsse auf die regionale Ausrichtung zu. So ist vermehrt in der Erhebung zu beobachten, dass Fonds häufig einen expliziten Fokus auf Deutschland oder die Europäische Wirtschafts- und Währungsunion haben. Nordamerikanische und hier vor allem US-amerikanische Titel sind mit 17 Prozent gewichtet. Asiatische Titel und Vertreter der sonstigen Emerging Markets sind mit 4 Prozent bzw. 1 Prozent deutlich unterrepräsentiert. Allerdings bedeutet diese Verteilung nicht zwangsläufig, dass außereuropäische Märkte für nachhaltiges Kapital relativ unerschlossen sind. Die Gründe für das nur geringe Engagement außerhalb Europas sind vielfältig und könnten neben einer besseren Abdeckung durch ESG-Ratings auch auf einen Home Bias zurückzuführen sein, also den Umstand, dass Fondsmanager:innen Titel aus ihrem Heimatland bevorzugen.

MiFID II Konformität

Die Kombination aus PAIs und OffVO setzt sich durch. 

Im Marktbericht wird wie in den vergangenen beiden Jahren auch die Umsetzung der MiFID-II-Konformität von Publikumsfonds untersucht. Es zeigt sich eine Tendenz zur Konsolidierung der Merkmale. So setzen 45 Prozent der Publikumsfonds die Principle Adverse Impacts (PAIs) in Kombination mit der Offenlegungsverordnung (OffVO) ein. Allein 10 Prozent nutzen ausschließlich PAIs, während 38 Prozent eine Kombination aus PAIs, OffVO und der EU-Taxonomieverordnung (TaxVO) verwenden. Die PAIs spielen damit die größte Rolle bei der Erfüllung der regulatorischen Anforderungen nach MiFID II.

Die OffVO in Kombination mit der TaxVO wird immerhin von 7 Prozent angewendet. Unter 1 Prozent nutzen allein die OffVO oder die TaxVO oder die Kombination aus PAIs und TaxVO. Die PAIs etablieren sich als bevorzugte Wahl in puncto Nachhaltigkeit. Die technischen Bewertungskriterien der Umweltziele drei bis sechs der TaxVO traten am 1. Januar 2024 in Kraft. Es bleibt abzuwarten, ob die Ausarbeitung der Taxonomie dazu beitragen wird, dass diese öfter im Rahmen von MiFID II genutzt wird.

Anwendung der Eurosif-Methodik für nachhaltigkeitsbezogene Investments

Die Mehrheit der Finanzprodukte fällt unter die  Ambitionskategorie "Basic ESG".

Im Zentrum der „Methodology for Eurosif Market Studies on Sustainability-related Investments“ (Methodik für Eurosif-Marktstudien zu nachhaltigkeitsbezogenen Investments)[4] steht die Bestimmung des Ambitionsniveaus, das darüber Auskunft gibt, wie aktiv ein Investment zur Transformation zu einer nachhaltigen Wirtschaft beiträgt.

Die Auswertung der zusätzlichen Fragen ergibt im Gesamtbild, wie in Grafik 4.11 dargestellt, mit 59,3 Prozent einen deutlichen Schwerpunkt für „Basic ESG“. 3,7 Prozent finden sich im Ambitionsniveau „Advanced ESG“ wieder. Mit 36,3 Prozent für Impact-Aligned Investments und 0,7 Prozent für Impact-Generating Investments sind über ein Drittel der Finanzprodukte als Treiber einer nachhaltigen Transformation einzustufen.

Die vier Ambitionskategorien der Eurosif-Methodik sind eine Klassifizierung jenseits der regulatorischen Vorgaben und werden im Marktbericht als zusätzliche Perspektive betrachtet.

Untensthende Grafik visualisiert die Verteilung der vier Ambitionskategorien nach der Eurosif-Methodik im Vergleich zur Einordnung gemäß der OffVO nach Artikel 6, 8 und 9. Die Finanzprodukte in der Kategorie „Impact-Generating“ sind allesamt Artikel-9-Fonds. Dennoch sind Artikel-9-Produkte auch in den anderen drei Kategorien zu finden. In der Kategorie „Impact-Aligned“ finden sich sogar Produkte (5,2 Prozent), die nach Artikel 6 deklariert werden. Wie auf Seite 11 angemerkt, sehen institutionelle Investor:innen unter bestimmten Umständen von einer Klassifizierung gemäß der OffVO ab, da die resultierenden Offenlegungsanforderungen den institutionellen Mandant:innen keinen Mehrwert bieten. So können auch Kosten eingespart werden. Dies bedeutet allerdings nicht automatisch eine Abkehr von nachhaltigen Anlagestrategien, wie die Erhebung aufzeigt. Artikel-8-Produkte dominieren in „Basic ESG“, „Advanced ESG“ sowie in „Impact-Aligned“ mit 80 Prozent bis 90 Prozent, was erneut veranschaulicht, dass Artikel 8 ein Sammelbecken für ganz verschiedene Produkte ist.

Betrachtet man die Verteilung aus der Perspektive der OffVO, wie in Grafik 4.13 dargestellt, zeigt sich deutlich, dass alle vier Ambitionsniveaus unter den Artikel-9-Fonds vertreten sind. Fast 60 Prozent der Artikel-6-Mandate bzw. Spezialfonds fallen in die Kategorie „Impact-Aligned“. Dies zeigt, dass auch solche Produkte einen strengen Nachhaltigkeitsansatz verfolgen können. Eine über die OffVO hinausgehende Analyse sollte deshalb für die Nachhaltigkeitsbewertung immer erfolgen.

Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus

Banken spielen eine wichtige Rolle im Kontext der nachhaltigen Finanzwirtschaft, da sie durch ihre Tätigkeiten maßgeblich zur Förderung einer ökologisch und sozial verträglichen Entwicklung beitragen können. Die gezielte Vergabe von nachhaltigen Krediten ermöglicht es Banken, klare Anreize zu setzen und nachhaltige Projekte sowie Unternehmen zu unterstützen, die einen positiven Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft leisten.

Im Rahmen der Erhebung wird ein spezielles Augenmerk auf Banken mit Nachhaltigkeitsfokus gelegt. Diese Institute zeichnen sich durch die Integration von Nachhaltigkeitskriterien ökologischer, sozialer und/oder ethischer Art in ihrem Bankgeschäft aus. Die Bandbreite solcher Banken ist vielfältig: einige sind konfessionell geprägt, andere verfolgen eine sozial-ökologische Ausrichtung.

Nachhaltigkeitsbanken leisten einen wichtigen  Beitrag zur Sozial- und Gesundheitswirtschaft.

Das Gesamtvolumen der an der Erhebung beteiligten Banken umfasst ein Gesamtvolumen von 40,6 Mrd. EUR an Kund:inneneinlagen sowie 29,4 Mrd. EUR an Eigenanlagen, die zu fast 100 Prozent nach hausinternen ESG-Strategien gemangt werden. Zum Stichtag 31.12.2023 hatten die Banken insgesamt Kredite in Höhe von 27,8 Mrd. EUR vergeben, die nach ESG-Kriterien selektiert wurden, was einen leichten Rückgang im Vergleich zum Vorjahr (29,8 Mrd. EUR) bedeutet. Die Berichtsteilnehmenden geben an, Kredite hauptsächlich an Unternehmen und Projektförderungen im Bereich der Sozial- und Gesundheitswirtschaft, der sozialen Arbeit sowie der Kinder- und Jugendhilfe zu vergeben. Darüber hinaus spielen nachhaltige Wohneinrichtungen sowie Kredite an Kirchen und Diakonie eine bedeutende Rolle.

Insbesondere im sozialen Bereich leisten die Nachhaltigkeitsbanken mit ihrer Kreditvergabe Pionierarbeit, da sie realgesellschaftliche Projekte fördern. Trotz dieser Bemühungen ist der Finanzierungsbedarf sozialer Initiativen bei weitem nicht gedeckt. Daher ist die Erarbeitung eines „Social Investment Frameworks“[5]  ein wichtiges Anliegen an die neue EU-Kommission. Ein solches Rahmenwerk würde dringend benötigte Investitionen in soziale Infrastruktur erleichtern und sicherstellen, dass die Europäische Union ihre sozialen Ziele erreicht.

Verantwortliche Investments

Der diesjährige Marktbericht verzeichnet ein Gesamtvolumen von Verantwortlichen Investments in Deutschland in Höhe von 1.570 Mrd. EUR. Ausschlüsse werden von 91 Prozent der Teilnehmenden in ihren Nachhaltigkeitsprozess integriert. Die Top-Drei-Ausschlüsse sind, ähnlich wie bei den Nachhaltigen Geldanlagen, ABC-Waffen, Landminen und Streumunition sowie Verstöße gegen Menschenrechte. Auf Platz zwei liegt die ESG-Integration mit 89 Prozent. Von diesen wiederum integrieren 94 Prozent ESG-Research in ihre Investitionsentscheidungen, um eigene Prognosen und Bewertungsmodelle anzupassen. Engagement wird von 81 Prozent betrieben, während 70 Prozent das normbasierte Screening anwenden. Erst 27 Prozent haben auf Institutsebene Richtlinien zur Stimmrechtsausübung verankert. Dennoch verpflichten sich 84 Prozent, fünf oder mehr unterschiedliche, nachhaltige Anlagestrategien auf Institutsebene anzuwenden.

Asset Owner

Für den Marktbericht berichteten insgesamt 18 Asset Owner aus Deutschland, die gemeinsam ein Volumen von 203 Mrd. EUR verwalten. Da bei den Asset Ownern die Anlagerichtlinien häufig konzernweit festgelegt sind, wird ihr Volumen zu den Verantwortlichen Investments gezählt. Die durchschnittliche Aktienquote bei den Asset Ownern liegt bei 9 Prozent und der Anteil der Staats- und Unternehmensanleihen bei 66 Prozent. Diese risikoreduzierte Portfolioausrichtung spiegelt den Charakter der meisten Asset Owner wider, bei denen es sich oftmals um Versicherungen, Pensionskassen und Stiftungen handelt.

Berichtsteilnehmende

Für die Erhebung zum FNG-Marktbericht 2024 wurden in Deutschland 62 Fragebögen ausgewertet.

• 30 Asset Manager

• 14 (Spezial-)Banken mit Nachhaltigkeitsfokus

• 18 Asset Owner, darunter Stiftungen, Versicherungen, Pensionskassen und öffentliche Einrichtungen

haben teilgenommen. Sämtliche Berichtsteilnehmende, die einer namentlichen Veröffentlichung zugestimmt haben, finden sich auf Seite 60 des Marktberichts.

 

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Quellen

[1] Vgl. den Beitrag des BVI im vorliegenden Marktbericht auf Seite 38.

[2] BVI (2023): Investmentstatistik https://www.bvi.de/fileadmin/user_upload/Statistik/2023_12_31_Investmentstatistik_Gesamtmarkt_DE.pdf.

[3] MSCI (2023): How Sovereigns have changed the green-bond market. https://www.msci.com/www/blog-posts/how-sovereigns-have-changed-the/03778801668.

[4] Eurosif (2024): Methodology for Eurosif Market Studies on Sustainability-related Investments. https://www.eurosif.org/wp-content/uploads/2024/02/2024.02.15-Final-Report-Eurosif-Classification_2024.pdf.

[5] Arbeitskreis kirchlicher Investoren (2023): Europe needs to mobilise capital for social investments. https://www.aki-ekd.de/fileadmin/user_upload/aki-ekd.de/PDFs/Social-Investment_Framework-Advocacy-Paper-October_2023_eng_letter-2.pdf.